Autor: Rayk Wieland
Buchbeschreibung kurz & knapp zusammengefasst
Alexander Schill ist Antiquar, wenn auch kein sehr erfolgreicher. Oskar Markov ist Psychiater und Schlafcouch und mit Constanze verbandelt, seit sie vor ein paar Wochen wegen Schlafstörungen zu ihm kam. Dass sie Schills Ex-Freundin ist und Schill daraufhin wegen Ehrbeleidigung dritten Grades Markov zum Duell fordert, lässt erahnen, dass nicht alles ganz normal ist, was in seinem Leben gerade so passiert.
„Sie hat sich getrennt von mir, wegen meiner Duellmeise … ihre Worte.“
Auch Markov meint, dass kann nicht sein und erstattet Anzeige bei der Polizei. Dabei gerät er an Oberkommissarin Tannenschmidt, die sich mit ihrem preußischen Charme der Sache annimmt. So weit, so verrückt. Was dabei zu Tage kommt, ist, zumindest was den historischen Bezug zur Nazivergangenheit anbelangt, Geschichtsunterricht der anderen Art: aberwitzig, feinsinnig und todernst.
Das ist hier alles ein Spiel von diesem Schill.
Meine persönlichen Leseeindrücke
Wäre ich durch die Literaturrunde der Bibliothek Auer (Südtirol) nicht auf dieses Buch aufmerksam geworden, hätte ich eines meiner Lesehighlights für das laufende Bücherjahr 2022 verpasst!
Ich denke, Mann will im Geheimen ein Held sein, und Held sein bedeutet todesmutig sein.
Ich mag so ziemlich alles an diesem Buch. Die Handlung scheint ins falsche Jahrhundert gefallen zu sein, aber weil dem nicht so ist, bietet sie äußerst vergnügliches Lesen. Der Roman ist „eine irrwitzige Groteske, strotzt vor Fabulierfreude, mit feinem Gefühl für Absurdes und Witz“ (Zitat aus der Buchbesprechung von Elke Schlinsog vom 22. März 2022). Ein historisches Ereignis wird mit List in die Gegenwart katapultiert und was als ein genüsslich leichter Geschichtsunterricht anmutet, entpuppt sich recht bald als berechtigte Frage, was Ehre heute noch bedeuten kann. So bleiben trotz all dem Schmunzeln einige Gedanken an mir hängen über die ich auch nach dem Ende des Romans nachzudenken habe.
Die Rangfolge der Wichtigkeiten verschiebt sich in Sichtweite des Ablebens, vielleicht entsteht in dem Moment überhaupt erst eine ernst zu nehmende Rangfolge, eine ganz neue.
Fazit
„Beleidigung dritten Grades“ von Rayk Wieland ist ein Roman der Gegenwart, mit historischem Hintergrund, bei dem ein Mann zu einem Duell an einen unbekannten Ort zu unbekannter Zeit aufgefordert wird. Mit der Anzeige dieser Ungeheuerlichkeit beginnt eine Geschichte, die den Leser auf äußerst niveauvolle und humorvolle Weise unterhält.

Denn einerseits ist, was vergangen ist, eindeutig weg vom Fenster, unwiederbringlich verloren und erledigt; andererseits schleicht es sich auf konfusen Wegen ins Heute. Was gestern normal ist, kann morgen völlig verrückt sein.
Der Autor
Rayk Wieland, Jahrgang 1965, Studium der Philosophie, Zeitungs-, Funk- und Fernsehredakteur, lebt als Autor in Leipzig und Mecklenburg. Er schreibt zahlreiche Beiträge für Titanic, taz, Radioglossen und TV-Beiträge, u.a. für titel thesen temperamente. Von 1998 bis 2009 veranstaltete er zusammen mit Gerhard Henschel den »Toten Salon« in Hamburg. Bei Kunstmann sind von ihm erschienen: »Ich schlage vor, dass wir uns küssen « (2009), »Kein Feuer, das nicht brennt« (2012) und »Beleidigung dritten Grades« (2022). Quelle: Kunstmann Verlag
Bibliographische Daten (Stand September 2022 – Kunstmann Verlag)
- TITEL: Beleidigung dritten Grades
- AUTOR: Rayk Wieland
- GENRE: Roman
- VERLAG: Kunstmann Verlag
- UMFANG: 362 Seiten
- ERSCHEINUNGSDATUM:
- ISBN-13: 978 3 9561 4481 3
Ein weiteres Buch mit Witz und Ironie von Kunstmann Verlag, erschienen Februar 2022, ist Alles spricht von Nicolò Targhetta.
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