Autor: Heinrich Böll
Buchbeschreibung kurz & knapp zusammengefasst
Im Buch „Die verlorene Ehre der Katharina Blum“ greift Heinrich Böll die Thematik um Verleumdungen durch die Boulevardpresse auf.
Katharina Blum arbeitet als Wirtschafterin für das wohlhabende und gesellschaftlich etablierte Ehepaar Blorna. Auf einer Karnevalsparty ihrer Patentante verliebt sie sich in Ludwig Götten. Da er von der Polizei gesucht wird, gerät auch sie in das Visier der ermittelnden Polizeibeamten. Dadurch ist sie hilflos dem Boulevardblatt „ZEITUNG“ und dessen skrupellosen Journalisten Werner Tötges ausgeliefert. Die Berichterstattung über sie, verletzt Katharina zu tiefst und bringt auch das Ehepaar Blorna gesellschaftlich in Schwierigkeiten. Um der Hetzkampanie ein Ende zu setzen, willigt Katharina ein, Tötges ein angebliches Exklusivinterview in ihrer Wohnung zu geben. Trotzdem erscheint am Sonntag darauf in der SONNTAGSZEITUNG wiederum ein falscher, diffamierender und vernichtender Bericht über sie. Katharina bereitet sich auf das Interview vor. Sie trägt eine Waffe bei sich. Als Tötges die Wohnung betritt, bedrängt er sie sexuell so stark, dass sie ihn erschießt.
Zu diesem Buch bedarf es einer Einführung.
Es ist für das Verständnis des Buches wichtig, die Rolle Heinrich Bölls und die Zeitumstände zu kennen und zu verstehen. „Die verlorene Ehre der Katharina Blum“ ist sein bis heute erfolgreichstes literarisches Werk. Böll selbst bezeichnet viele Jahre später das Buch als erzählerisch verkleidetes Pamphlet.
Die Vorgeschichte
Die Erzählung ist wie ein Tatsachenbericht angelegt. Es ist nüchtern und zurückgenommen in der Sprache und ist ein zeitgeschichtliches Stück der Auseinandersetzung mit der beispielgebenden journalistischen Praxis der Bild-Zeitung. Es setzt die Kritik gegen das einflussreichste Massenblatt der Bundesrepublik und seinen Verleger fort, die spätestens mit der ›68er-Bewegung‹ begannen. Hinzu kommen noch andere Ereignisse, die Böll zum Schreiben provozierten – Vorkommnisse, die den Entstehungsanlass des Textes in einen unmittelbar biographischen Kontext versetzen. Zu diesen Ereignissen zählen Vorgänge im Zusammenhang mit den Terrorismusfahndungen Mitte der 1970er Jahre, in die Bölls Sohn Raimund und dessen Frau Lila involviert waren und über welche das größte deutsche Boulevardblatt, die „Bild Zeitung“, berichtete.
Immer noch aktuell
Was Böll in „Die verlorene Ehre der Katharina Blum“ schrieb, traf die Menschen ins Herz. Und tut es heute noch. In Zeiten des Internets geht es zwar nicht mehr um eine einzelne Zeitung. Aber was der Missbrauch von Sprache und die Verleumdung von einzelnen Individuen anrichten können, erleben wir Tag für Tag.
Quellennachweise
www.dw.com https://www.dw.com/de/heinrich-b%C3%B6ll-die-verlorene-ehre-der-katharina-blum/a-44388669
www.boell.de https://www.boell.de/de/content/die-verlorene-ehre-der-katharina-blum-1974
Rezension aus FALTER 51-52/2017
Meine persönliche Meinung
Böll war, und das ist meine persönliche Meinung, ein politischer Schriftsteller, der seine Feder benutzte um seiner Stimme Gehör zu verschaffen. Seine Werke kann man heute ohne geschichtlichen und kulturellen Hintergrund wahrscheinlich nicht korrekt verstehen. Jüngere Generationen sollten auf Basiswissen zu geschichtlichen, gesellschaftlichen und kulturellen Ereignissen des 2. Weltkriegs und der Nachkriegszeit begleitend an diesen Literaturnobelpreisträger herangeführt werden.
Beim Wiederlesen dieses Buches nach fast 30 Jahren überwiegt bei mir der Respekt gegenüber einem Schriftsteller, der technisch zu vielem in der Lage war und der mit seinen Themen und Fragen ganz offenkundig den Nerv der deutschen Gesellschaft berührte. Im Buch „Die verlorene Ehre der Katharina Blum“ greift Heinrich Böll die Thematik um Verleumdungen durch die Boulevardpresse auf. Wenn auch die Boulevardpresse durch die Social medias etwas verdrängt wurde, so ist die Thematik weiterhin aktuell und von großer Bedeutung.
Heinrich Böll ist für mich einer der bedeutendsten deutschen Schriftsteller der Nachkriegszeit.

Personen und Handlung dieser Erzählung sind frei erfunden. Sollten sich bei der Schilderung gewisser journalistischer Praktiken Ähnlichkeiten mit den Praktiken der Bild-Zeitung ergeben haben, so sind diese Ähnlichkeiten weder beabsichtigt noch zufällig, sondern unvermeidlich
Der Autor
Heinrich Böll (1917 – 1985) erhielt 1972 den Literaturnobelpreis. Er war ein engagierter Schriftsteller, der sich einmischte und das gesellschaftliche Geschehen kommentierte – und der die Bundesrepublik der Nachkriegszeit maßgeblich prägte. Zusammen mit Kollegen wie Günter Grass und Martin Walser galt Böll als moralische Instanz. Drei, die gegen das Schweigen über den Zweiten Weltkrieg anschrieben. Die die Rebellion der 68er-Generation begleiteten. Und die in der Folge die Motive der linken Terroristen verstehen wollten, einordneten oder – wie ihre Kritiker es nannten – „verharmlosten“. Was wurde Heinrich Böll beschimpft! Er sei ein Sympathisant von Terroristen, rufe zu Gewalt auf, der Schriftsteller wurde sogar mit Hitlers Propagandaminister Joseph Goebbels verglichen.
Weitere Informationen finden Sie auf der Website Heinrich-Boell.de.
Bibliographische Daten (Stand Dezember 2020 – www.dtv.de)
- TITEL: Die verlorene Ehre der Katharina Blum
- AUTOR: Heinrich Böll
- GENRE: Erzähung
- VERLAG: dtv Taschenbuch
- ERSCHEINUNGSJAHR: 1974
- ISBN-13: 978 3 423 14605 0
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