Autorin: Fatma Aydemir
Buchbeschreibung kurz & knapp zusammengefasst
In Ihrem Roman „Dschinns“ erzählt Fatma Aydemir von der Familie Yilmaz.
Das Buch beginnt mit Hüseyin, der in Istanbul seine soeben gekaufte Wohnung einrichtet und nächste Woche seine Familie erwartet. Doch dazu wird es nicht kommen, denn er stirbt unerwartet. Überstürzt reist seine Frau mit den beiden jüngeren Kindern an; die beiden älteren kommen zur Beerdigung zu spät. Diese Reise wird für jedes Familienmitglied eine Gelegenheit, vom eigenen Leben zu erzählen. Emine, Hüseyins Frau, kommt im letzten Kapitel zu Wort. In ihrer Geschichte fließt die ganze Tragik zusammen.
„Er hat mir alles genommen und alles gegeben, dein Vater.“
Meine persönlichen Leseeindrücke
Als ich mit dem Buch beginne, kommen mir Erinnerung an den Roman „Streuchlicht“ von Deniz Ohde zurück, den ich letztes Jahr gelesen, rezensiert, veröffentlicht und dann aus meinem Blog gestrichen habe. Das sind nicht unbedingt die besten Voraussetzungen für diesen Roman. Doch recht schnell nimmt mich die Geschichte mit zur Familie Yilmaz und erzählt aus der Perspektive jedes einzelnen Familienmitglieds das eigene Leben.
Es ist ein lebendiges, aufwühlendes Buch, das mich nicht traurig stimmt, aber nachdenklich macht. Es geht um wichtige Themen wie Identität, Tradition, Integration, Weiterentwicklung und wie jedes Familienmitglied damit umgeht. Ab und an werde ich etwas überdrüssig mancher Klischees und manchmal nervt mich die Umgangssprache, die ich eigentlich in Romanen nicht so mag. Dennoch kann ich diesem Roman einiges abgewinnen und er kann mich als Zeitzeugnis am Ende überzeugen.
„Ihr habt uns verraten“, sagt Sevda. „Für irgendwelchen Quatsch, den ihr irgendwo aufgeschnappt habt, bei euren eigenen Müttern und Vätern, bei euren Nachbarn, in euren Moscheen, im Fernsehen, ihr habt Sachen aufgeschnappt und sie uns übergestülpt, nein, ihr habt uns in sie hineingezwängt wie in ein Gefängnis.“
Fazit
Dschinns von Fatma Aydemir ist ein Roman, der den Leser abholt und zur Familie Yilmaz mitnimmt. Es ist eine Erzählung von familiärer Tradition und familiärem Zwang, von Gesellschaft und Kultur des eigenen und des fremden Landes, in denen sich Eltern und Kinder zurechtfinden müssen. Und es ist ein desolates Resümee nicht nur über die Unfähigkeit sondern vor allem über die enorme Schwierigkeit jedes einzelnen, sich aus der elterlichen Kultur zu befreien und sich einer anderen Kultur zuzuwenden und darin zurechtzukommen.
Man muss dieses Buch bis zum Ende lesen und darf sich nicht an den in Umgangssprache geschriebenen Textstellen stören.

Weil man nur zuhause ist, wo man jemanden hatte, der einen verstand.
Die Autorin
Fatma Aydemir wurde 1986 in Karlsruhe geboren. Sie lebt in Berlin und ist Kolumnistin und Redakteurin bei der taz. Bei Hanser erschien 2017 ihr Debütroman Ellbogen, für den sie den Klaus-Michael-Kühne-Preis und den Franz-Hessel-Preis erhielt. 2019 war sie gemeinsam mit Hengameh Yaghoobifarah Herausgeberin der Anthologie Eure Heimat ist unser Albtraum. Dschinns wurde mit dem Robert-Gernhardt-Preis ausgezeichnet. Quelle Hanser
Bibliographische Daten (Stand Februar 2022 – Carl Hanser Verlag)
- TITEL: Dschinns
- AUTORIN: Fatma Aydemir
- GENRE: Roman
- VERLAG: Carl Hanser Verlag
- ERSCHEINUNGSDATUM: 14. Februar 2022
- UMFANG: 367 Seiten
- ISBN-13: 978 3 446 26914 9
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