Autor: Marc Sinan
Buchbeschreibung kurz & knapp zusammengefasst
Auszug Klappentext:
Nur bedeutet „Gleißendes Licht“ und sie ist Kaans Mutter. Als Kaan für einen längeren Aufenthalt nach Istanbul reist, wird er mit Gewalt auf die verschüttete Geschichte der Familie seiner Mutter gestoßen. Deutlich und unerwartet überkommt ihn das Trauma seiner Großmutter, die durch den Völkermord an den Armeniern zur Waise wurde.
Kaan beginnt sich zu erinnern: an seine Großeltern, sie Armenierin, er Türke, die in den Jahren der Republik unter Atatürk zu Wohlstand kamen, um am Ende doch alles zu verlieren. Als er beginnt, seine Familiengeschichte aufzuschreiben, erfasst ihn ein Wunsch nach Rache. Und nach Vergebung.
Denn nur im Vergessen besteht die Chance zu überleben, sagt der Dede, ohne auch nur ein einziges Wort zu sprechen. Ich beginne zu schreiben.
Meine persönlichen Leseeindrücke
Nachdem mir letztes Jahr Laura Cwiertnias Roman Auf der Straße heißen wir anders, in dem sie die Geschichte ihrer armenischen Familie erzählt, sehr berührt hatte, wollte ich mehr über die Geschichte der Armenier erfahren und dieser Roman machte mich neugierig.
„Gleißendes Licht“ ist der Debütroman des bekannten Gitarristen und Komponisten Marc Sinan und beim Stöbern im Internet erfahre ich, dass er durchaus autobiografisch ist.
Normalerweise stören mich Erzählungen auf mehreren Zeitebenen nicht, ich mag es auch gern verwoben und kompliziert, das fordert mich beim Lesen. Hier aber ist das nicht optimal gelungen und die Geschichte zerfällt ins Unübersichtliche. Es fehlt mir eine Führung, die mich durch die ständig wechselnden Orte und Zeiten begleitet.
Die Erinnerungen an die Großeltern und die Aufzeichnung ihrer Geschichte ist sehr gelungen und ich fühle besonders mit der Großmutter, der das Schicksal hart zugesetzt hatte. Anders sieht es mit dem Icherzähler Kaan aus. Es zeigen sich relativ schnell ungewöhnliche Charakterzüge, die, als die Handlung in der Gegenwart spielt, klare psychotische Symptome annimmt. Ich bin verwirrt – ist das noch reeller Bezug zu Marc Sinans Person oder Fiktion? Was sich immer dahinter verbirgt, mich schreckt das ab, mit geistiger Krankheit habe ich meine Probleme.
Kaan weiß, er ist irre geworden. Ein loderndes Feuer verzehrt ihn von innen heraus.
Vielleicht hätte ich Kaans Zerrissenheit besser verstehen können, wenn die Handlung geordneter geschrieben stünde. Die Rache ist mit das stärkste und gefährlichste menschliche Gefühle und je kaltblütiger und berechnender sie ausgeführt wird, umso letaler ist ihr Resultat. Dass Kaan dieser schlussendlich nicht verfällt ist durchaus positiv, aber er kann sich von den Dämonen der alten armenischen Sage nicht befreien und bleibt für sich und seine Menschen eine gefährliche Mischung.
Er kann Zizi um keinen Preis die Wahrheit sagen. Und das ist wohl der Kern des Problems, das sie mit stetig wachsender Geschwindigkeit von ihm forttreibt.
Fazit
Der Roman „Gleißendes Licht“ mit autobiografischer Zügen kann mich leider nicht ganz überzeugen. Die chaotische Erzählweise und psychotischen Episoden zerstören den Charme der sehr gelungenen Passagen, in denen die Geschichte der Großeltern erzählt wird. Sehr schade, denn der Roman hätte durchaus Potential gehabt.

Der Autor
Marc Sinan wurde 1976 als Sohn einer türkisch-armenischen Mutter und eines deutschen Vaters geboren. Er ist Komponist und Gitarrist. Täter und Opfer und Völkermord: darum geht es in Marc Sinans Werk, u.a. dem Musiktheater „Komitas“, der Konzertinstallation „Hasretim (Meine Sehnsucht) – eine anatolische Reise“ und dem Oratorium „Gleißendes Licht“. In seinem ersten Roman, der ebenfalls den Titel „Gleißendes Licht“ trägt, greift er diese Themen auf und verarbeitet sie zum ersten Mal literarisch. Marc Sinan lebt in Berlin. Weiter Informationen finden Sie auf der Website des Künstlers.
Bibliographische Daten (Stand Februar 2023 – Rowohlt Verlag)
- TITEL: Gleißendes Licht
- AUTOR: Marc Sinan
- GENRE: Roman
- VERLAG: Rowohlt Verlag
- UMFANG: 272 Seiten
- ERSCHEINUNGSDATUM: 31. Januar 2023
- ISBN: 978 3 4980 0314 2
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