Autoren: Fabio Geda – Enaiatollah Akbari
Buchbeschreibung kurz & knapp zusammengefasst
Enaiatollah Akbari ist als Kind von seiner Mutter nach Quetta (Pakistan) gebracht worden, damit er eine Chance auf ein Leben, weit ab von Hunger und Terror, hat. Im Buch wird diese traumatische Erinnerung nochmals erwähnt und die Flucht, über die das erfolgreiche Buch „Im Meer schwimmen Krokodile“ erzählt, kurz aufgegriffen.
Enaiatollah ist nun seit einigen Jahren in Italien. Er lernt und arbeitet nebenbei in verschiedenen Berufen, er studiert und findet Arbeit in einer Universitätsfakultät. Die Sehnsucht nach seiner Mutter und seinen Geschwistern, die Erinnerungen und inneren Schmerzen vergehen auch nach vielen Jahren nicht und so versucht er von Italien aus, seine Familie wiederzufinden.
Dieser unendlichen Leere hilflos ausgeliefert, konnte ich mich nur noch an eine vorgegebene Routine klammern: Uni – Zuhause – Arbeit, Arbeit – Uni – Zuhause. Zuhause – Arbeit – Uni.
Er darf dabei auf die Unterstützung eines Onkels zählen, der durch seine Hartnäckigkeit aber auch sein Gespür schlussendlich die Familie findet. Enaiat ist überglücklich und unterstützt Mutter und Geschwister so gut er kann. Doch dann geschehen einige Familienereignisse und er begibt sich auf eine Reise in seine Vergangenheit und gleichzeitig in seine Zukunft.
Meine persönlichen Leseeindrücke
Ich kenne das erste Buch „Im Meer schwimmen Krokodile“ nicht, an welches dieses anschließt. Dennoch kann ich problemlos der Geschichte von Enaiatollah Akbari folgen und vieles über ihn und Afghanistan erfahren. Die kurze Einführung in die afghanische Geschichte finde ich sehr gelungen, denn sie verschafft einen ganz guten Überblick über das Land.
Der Schreibstil des Buches ist sehr einfach. Enaiat äußert folgenden Wunsch:
Es wäre schön, wenn es auch junge Menschen lesen könnten. Und wenn es nicht nur meine Geschichte wäre, sondern auch die von allen anderen, denen es ebenso ergeht.
So gesehen, kann die verwendete Sprache durchaus gerechtfertigt erscheinen.
Was mich während des Lesens doch sehr erstaunt hat, ist die beschriebene Korruption, die nicht nur in Afghanistan herrscht, sondern auch in den Nachbarstaaten, sowie die menschenverachtenden Umstände, denen Menschen dort alltäglich schutzlos ausgeliefert sind. Das ist mir schon sehr nahe gegangen.
Fazit
„Im Winter Schnee, nachts Sterne“ ist ein Buch, das es leicht macht, mit Flüchtlingen mitzufühlen und Verständnis für sie aufzubringen. Ich klassifiziere es als Jugendbuch, da mir der Schreibstil ein wenig zu simpel für einen Erwachsenenroman erscheint. Doch die Empathie, die die Worte hervorzurufen vermögen, machen vieles wett.

Die Autoren
Fabio Geda, 1972 in Turin geboren, arbeitete lange als Lehrer, bevor er sich dem Schreiben widmete. Das Buch »Im Meer schwimmen Krokodile«, in dem er die Flucht von Enaiatollah Akbari beschreibt, brachte ihm international den Durchbruch und ist zu einem modernen Klassiker geworden. In »Im Winter Schnee, nachts Sterne« erzählen Akbari und Geda, wie Enaiatollahs Leben nach seiner Ankunft in Europa weiterging.
Enaiatollah Akbari ist in Afghanistan geboren, wann genau, weiß er nicht. Die italienischen Behörden haben später sein Geburtsdatum auf den 1. September 1989 festgelegt. Mit zehn Jahren begann seine Flucht Richtung Europa. Als er viele Jahren später in Italien ankam, wohnte er zunächst bei einer Gastfamilie, lernte Italienisch und studierte später Politikwissenschaft. Nach dem weltweiten Erfolg von Fabio Gedas Buch »Im Meer schwimmen Krokodile«, in dem Geda die Geschichte von Enaiatollahs Flucht erzählt, beschlossen beide, mit »Im Winter Schnee, nachts Sterne« eine Fortsetzung zu schreiben.
Quelle: C. Bertelsmann Verlag
Bibliographische Daten (Stand Dezember 2021 – C. Bertelsmann Verlag)
- TITEL: Im Winter Schnee, nachts die Sterne
- AUTOREN: Fabio Geda und Enaiatollah Akbari
- ÜBERSETZUNG: Christiane Burkhard
- GENRE: Jugendbuch (persönliche Klassifizierung)
- ERSCHEINUNGSDATUM:
- ISBN-13: 978 3 570 10443 9
Nachwort
Zum Thema Afghanistan, ein Land, das durch den Abzug der Westmächte kampflos den Taliban übergeben und somit wieder in die dunkelste Zeit zurückversetzt wurde, habe ich von Farhad Bitani den Roman „L’ultimo lenzuolo bianco“ gelesen. Das Buch ist in Deutsch nicht erhältlich. Farhad, ein Pashtun, Sohn eines Generals der Mujaheddin, erzählt ein Afghanistan, das mich in seiner Intensivität, seiner Grausamkeit, seiner Respektlosigkeit vor dem Menschen, an der Menschlichkeit zweifeln und verzweifeln lässt.
Auch normale Menschen können zu Bestien werden. Wenn man unter Tieren lebt, wird man zum Tier.
Es zeichnet ein erschreckendes, brutales, barbarisches Bild von einem Land, das der Westen bewusst wieder in die Hand eines unmenschlichen Regimes der Taliban übergeben und somit zur Rückkehr in einen islamisch fundamentalistischen Gewaltterror gezwungen hat.
Die Taliban wollten, dass wir unwissend sind, denn nur so konnten sie uns weiterhin unterdrücken und uns ihre Herrschaft aufzwingen. Wegen ihnen haben wir uns in den Obskurantismus des Fundamentalismus begeben.
Wer Italienisch kann und sich über Afghanistan informierten möchte, empfehle ich dieses Buch. Es ist eine wertvolle Ergänzung zum hier besprochenen Buch und wird demnächst in meinem Blog vorgestellt.
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