Autor: Arno Geiger
Buchbeschreibung – kurz & knapp zusammengefasst
Der Roman „Unter der Drachenwand“ von Geiger erzählt vom Soldaten Kolbe, der in Russland verwundet wurde und am Mondsee ein Jahr verbringt.
Es ist Dezember 1943. Der Soldat Veit Kolbe kommt nach einer mittelschweren Verletzung, die er sich in Russland zugezogen hat, nach Hause nach Wien zu seinen Eltern. Lange hält er es aber dort nicht aus und übersiedelt nach Mondsee, an dem namensgleichen See und unter der Drachenwand gelegen, wo sein Onkel Johann die Gendarmerie leitet. In einem Zimmer über einem Schweinestall wohnt Veit und neben ihm eine Reichsdeutsche, Margot aus Darmstadt. Sie hat ein kleines Mädchen und ihr Mann Ludwig ist an der Front. Die Umstände wollen es, dass sich beide näher kennenlernen und verlieben. Die Monate vergehen, die Verletzung verheilt und Veit muss zur ärztlichen Nachuntersuchung. Er fürchtet sich davor und versucht alles, um seinen Krankenstand zu verlängern, was anfangs auch gelingt.
Doch es ist die Zeit in der an der Front jeder Mann und jeder Bub gebraucht wird und alles als kriegstauglich erklärt wird, was auf zwei Beinen laufen kann.
Nach einem Jahr, im Dezember 1944, muss er einrücken und an die Ostfront zurück, die nicht mehr auf russischem Boden ist.
Gleichzeitig erzählt der Roman die Geschichte von Margots Mutter in Darmstadt. In Briefen, die die Mutter ihrer Tochter schreibt, werden die Geschehnisse in Darmstadt und das dortige Leben, besonders nach der Bombardierung, anschaulich erzählt. Es gibt von Oskar Meyer zu berichten, einem Juden aus Wien mit seiner Frau Wally und seinen beiden Söhnen. Und dann es gibt noch über Nanni und Kurti, den Brasilianer und seiner Schwester zu erzählen.
Meine persönlichen Leseeindrücke
Zu schreiben, dass es ein schönes Buch ist, lässt der Inhalt nicht zu. In ruhiger und klarer Sprache erzählt Geiger durch seine Romanfiguren das Leben während des 5. Kriegsjahres in Wien, in Mondsee, in Darmstadt und in Budapest. Er schreibt über die psychischen Verfassungen der Menschen und über deren familiäre Beziehungen, er lässt Kriegsbefürworter und -gegner zu Wort kommen, berichtet über die Hoffnung auf baldiges Kriegsende und die Angst, nicht zu den Siegern zu gehören. Man kann sich hineinfühlen in das Elend, in die Verzweiflung, in die Schlechtigkeit der Menschen und das rare Gute. Das Buch wirkt auf mich zu Ende hin sehr bedrückend. Es ist das 1. Buch über den 2. Weltkrieg aus österreichischer Perspektive erzählt, das ich lese.
Den Schriftsteller kenne ich bereits von seinem Debütroman „Alles über Sally“. Seine schriftstellerische Qualität hat er hier großartig unter Beweis gestellt.
Fazit
„Unter der Drachenwand“ ist ein Roman über das letzte Kriegsjahr 1944. Er gewährt Einblicke in die österreichische städtische und ländliche Gesellschaft, gibt die Haltung der deutschen Familie von Margot zum Kriegsgeschehen wider und erzählt erbarmungslos die Ängste der Wiener Juden. Arno Geiger hat damit sein schrifststellerisches Können unter Beweis gestellt. Das Buch hat einen tiefen Eindruck in mir hinterlassen.

Wenn man sich selbst kein Glück bereitet, ist man verloren, Leid fügen einem die Leute zu.
Der Autor
Arno Geiger ist ein österreichischer Schriftsteller und wurde 1968 in Vorarlberg geboren. Er studierte Deutsche Philologie, Alte Geschichte und Vergleichende Literaturwissenschaft in Innsbruck und Wien bevor er sein Debüt als Schriftsteller mit dem Roman „Alles über Sally“ gab, der 2010 veröffentlicht wurde. Arno Geiger erhielt zahlreiche Auszeichnungen darunter 2005 den Deutschen Buchpreis und 2017 den Alemannischen Literaturpreis.
Bibliographische Daten (Stand Januar 2021 – www.hanser-literaturverlage.de)
- TITEL: Unter der Drachenwand
- AUTOR: Arno Geiger
- GENRE: Roman
- VERLAG: Carl Hanser Verlag München
- ERSCHEINUNGSDATUM: 10. Januar 2018
- ISBN-13: 978 3 446 25812 9
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